Renato Baretić

Ich kann es euch zeichnen, euch Fotos davon zeigen, euch erzählen, hunderte Textzeilen schreiben, und ihr werdet trotzdem nicht verstehen, was, wo und wie das Literaturhaus wirklich ist. Weil – ihr wisst ja wo sich Pazin befindet, vielleicht wart ihr auch schon mal dort und habt Fotos und Erinnerungen von dort, aber weder habt ihr eine Ahnung, noch kann ich euch darstellen, wie schön, gut und angenehm es ist, am literarischen Abend aufzutreten, nur einen Schritt von der Paziner Schlucht entfernt, bei Abenddämmerung, beim leisen Rauschen (Istrien ist das, niemand schreit hier, und jeder hört jeden rechtzeitig) des angeschwollenen Pazinčica…

Ich habe einige bescheidene Erfahrungen mit den literarischen Stipendien, und bin gewissermaßen an der Zubringung der ausländischen Schriftsteller zur einmonatigen kreativen Aufenthalten in Kroatien beteiligt, also ich weiß, dass jeder versucht, eine atemberaubende Unterbringung für den Gastschriftsteller zu finden, oder wenigstens eine, die für das erste, wichtigste Morgenlächeln sorgt. Wie gesagt, meine Erfahrungen sind bescheiden, aber ich kann ziemlich selbstbewusst sagen, es besteht kein mehr verrückter, wahnsinniger, inspirierender und faszinierender Ort für das Schreiben neuer Geschichten und Beschreibung der bis dahin unbekannten Welten.

Auf den ersten Anblick kann euch das Schriftstellerhaus als eins aus den Anzeigen „Ich verkaufe ein Haus mit 3 Etagen im Zentrum von Split, 52,5 m2…“ vorkommen, aber sobald ihr diese von oben bis unten umgeht (und man beginnt in der Mitte, so könnt ihr auswählen, wo ihr beginnt, ich empfehle – beginnt von unten!), wird euch meine Begeisterung aus den obigen Zeilen klar.

Fast zwei Jahre habe ich nichts außer einem Haufen journalistischer Texte geschrieben. Mir geht manchmal durch den Kopf, ich werde auch nie mehr was schreiben, aber neulich nach dem Literaturhausbesuch kommt es mir vor, dass gerade hier meine Finger und mein Kopf doch wieder in Schwung kommen könnten…